Günther Jauch war am Sonntagabend gleich zwei Mal zu sehen: Eine viertel Stunde vor dem TV-Duell – und eine reguläre Stunde nach dem Aufeinandertreffen von Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück.
Die Einstimmung auf das Duell betrug „nur“ eine Viertelstunde. Frank-Walter Steinmeier und Edmund Stoiber bequemten sich ins Studio und berichteten über ihre Erfahrungen im TV-Duell. Gewinner des TV-Duells sind derweil ob der kurzen Historie der Auseinandersetzung vor laufender Kamera schwer zu bekommen. Außer Angela Merkel (hatte keine Zeit) wäre da noch Altkanzler Gerhard Schröder. Dieser aber macht sich im Fernsehen rar. Und so erzählen Steinmeier und Stoiber, wie das so ist, zu verlieren.
Nach dem Duell zwischen Merkel und Steinbrück, das mit Stefan Raab an der Außenbahn einen klaren Sieger hervorbrachte, gesellten sich noch einige Mitdiskutanten zu dem Trio hinzu. Paul Breitner etwa. Der „ich war mal fast Bundestrainer“-Breitner, genau. Ob er aufgrund des TV-Duells seine Meinung bezüglich der kommenden Bundestagswahl geändert habe? Nein. Aber: Im Jahre 1972 hat ihn die FDP versucht, mit 100.000 DM als Aushängerschild für die Liberalen zu werben. Das jedoch nahm Breitner nicht an. Namen wollte der Weltmeister von 1974 auf investigative Nachfrage Jauchs nicht nennen. Das aber war sie, die einzige überraschende Begebenheit an dieser jauchschen TV-Stunde.
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Alice Schwarzer, die auch mal ganz gerne eine Kolumne für die Bild-Zeitung schreibt, wollte sich nicht festlegen, wer denn das Duell gewonnen habe und – frei übersetzt – erst einmal schauen, wie sich die Diskussion so entwickelt. Und dann auf das gesattelte Pferd aufsteigen? So läuft das heutzutage also mit der Meinungsfindung?
Und dann saß da auch noch Journalist und Dampfplauderer Hans-Ulrich Jörges. Natürlich. Der schon 2005 im sonntäglichen Polittalk – damals noch mit Anne Will – zu Protokoll gab: Die SPD wird auf gar keinen Fall an der Regierung beteiligt sein. Es kam zur: Großen Koalition. Und auch an diesem Sonntagabend verzichtete der Stern-Mann auf den Konjunktiv. Die SPD also kämpft um die Neuauflage einer großen Koalition. Und Angela Merkel tritt 2017 von der großen Politbühne als Bundeskanzlerin ab. So etwas weiß Jörges immer ganz genau. Günther Jauch wird hingegen wissen, was er am Wahrsager Jörges hat. Zwischenzeitlich lieferte dann noch Jörg Schönenborn Zahlen. Die ARD wollte schließlich wissen, wie der TV-Zuschauer das Duell gesehen hat.
„Wie ich eben schon sagte…“
Apropos Anne Will: Die kam vom Berliner Adlershof angebraust und konnte dann im Gasometer noch ein wenig drauf los plaudern, wie das so war, im großen TV-Duell. Sie richtete artig Grüße von Stefan Raab an Edmund Stoiber aus und erzählte, dass sie das Duell mit vier Fragestellern gut fand. Anschließend fragte Jauch seine Sendeplatzvorgängerin Will, ob sie ein Duell mit vier Fragestellern eigentlich gut findet. Und Will leitete ihre Antwort mit der Politiker-Floskel ein: „Wie ich eben schon sagte…“
Was zu sagen hatten natürlich auch noch Frank-Walter Steinmeier und Edmund-Ede Stoiber. Sie versuchten all das zu ergänzen, was Merkel und Steinmeier zuweilen während der 90 Minuten nicht gesagt haben. Oder sie deuteten getätigte Aussagen so um, dass sie nicht mehr missverständlich rüber kommen. Oder haben wir das falsch verstanden? Gerade Stoiber ist bekanntermaßen ein Mann des geschliffenen Wortes, der auch mal gerne über den Transrapid oder den Gärtner referiert.
Will – die ganz, ganz viel Spaß im Team mit Maybrit Illner, Peter Kloeppel und Raab gehabt hat – lobte dann noch Merkel und Steinmeier für 90 Minuten Konzentration.
Wer als Zuschauer auf der heimischen Couch ab 20:15 Uhr zunächst Jauch, dann das TV-Duell und anschließend noch einmal eine Stunde Jauch gesehen hat, hätte womöglich auch gerne ein Lob eingesteckt für so viel Konzentration.
Immerhin: Als Dankeschön kam im Anschluss dann noch das Sandmännchen – Thomas Roth in den ARD Tagesthemen.
Gute Nacht.
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