Am Samstag und Sonntag war „Tag der offenen Tür“ im Bundeskanzleramt in Berlin. Die Schlange ist am Sonntag kurz vor 10 Uhr noch überschaubar, doch bei wunderbarem Sommerwetter ist ein Volksfest reine Formsache.
Nach Einlass begrüßt den Besucher im Ehrenhof das Heeresmusikkorps der Bundeswehr – jeder Ton sitzt. Wer möchte, kann den ausgerollten roten Teppich entlang flanieren und auf das Podest steigen: Ein Staatsbesuch lässt sich nachspielen – ein erster Hinweis darauf, dass die Familienunterhaltung im und um das Bundeskanzleramt herum an diesem Tage groß geschrieben wird. Oder anders formuliert: Früh übt sich.
Anschließend lassen sich Teile des Gebäudes erkunden – quasi im Schongang, in Anlehnung an den „Spitznamen“, der sich ob der Optik begründet: Waschmaschine. Der internationale Konferenzsaal etwa kann in Augenschein genommen werden, in dem die Bestuhlung einheitlich ist. Selbst der Vorsitzende hat keine „extra hohe“ Lehne – alles ein „Einheitsbrei“, um niemanden zu benachteiligen.
Auch der Pressesaal kann begutachtet werden, hier läuft ein kompakter Film zur Entstehung des Kanzleramtes, das unter Bundeskanzler Gerd Schröder eingeweiht wurde. In der Galerie der Bundeskanzler einen Katzensprung entfernt im Foyer hängen sie derweil alle akkurat nebeneinander: Sämtliche Bundeskanzler der Bundesrepublik. Nur die aktuelle Amtsinhaberin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, wird – so steht es zu vermuten – gerne noch das ein oder andere Jahr regieren, ehe nach Amtsausscheidung auch ihr Konterfei die Wand schmückt.

Beeindruckend sind im Gebäude die großen gläsernen Fensterelemente. Es fällt viel Licht in die Räumlichkeiten – und alles macht dank einen „transparenten“ Eindruck. Und so ist auch das Kellergeschoss kein gruseliger Raum, im Gegenteil: Zahlreiche Staatsgeschenke sind hier fein säuberlich ausgestellt – quasi im Lichte der Geschichte. US-Präsident Barack Obama etwa hat der Bundeskanzlerin ein Duplikat jener Karte überreicht, deren Aufschrift eines gewissen John F. Kennedy weltberühmt ist: Genau, wir sind in Berlin.
Per Brücke erreicht der Besucher den Kanzlergarten. Zahlreiche Stände sind aufgebaut, und der Dialog wird gesucht. Doch auch hier wird deutlich: Allzu verbissen soll es an jenem Tage nicht zugehen. Auf der Bühne wird musiziert, im Garten geschminkt: Ein buntes Treiben eben.
Die Sonne lacht über Berlin – immer mehr Menschen strömen in das Kanzleramt. Einmal mitregieren, sozusagen.
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