Filmkritik: „Der große Gatsby“ und die große Tragik

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Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio) fristet auf Long Island ein eher tristes Dasein: Trotz Reichtums und großer Partys in seiner Villa plagt ihn eine erdrückende Einsamkeit: Der Erste Weltkrieg „zerstörte“ einst die Liebe zu Daisy (Carey Mulligan), die während Gatsby in Frankreich weilt, kurzerhand den ehemaligen Football-Spieler Tom (Joel Edgerton) ehelicht und eine Tochter zur Welt bringt.

Doch Gatsby gibt die Hoffnung auf ein „Liebes-Comeback“ nicht auf und möchte seine Daisy zurückgewinnen, die mit Tom genau gegenüber auf der anderen Uferseite lebt – stets in Sichtweite. Da passt es sehr gut, dass Nick Carraway (Tobey Maguire), sein neuer Nachbar, der Cousin von Daisy ist – und „vermittelnd“ eingreift. Und so nimmt das tragische Tauziehen um die „große Liebe“ seinen Lauf.


Der Roman „The Great Gatsby“, geschrieben von F. Scott Fitzgerald, diente Regisseur Baz Luhrmann als Vorlage. Der Autor dieser Zeile muss zu seiner Schande jedoch gestehen, dass er das Buch bis dato noch nicht gelesen hat. Doch womöglich blieb ihm so auch manch Ärgernis über die üblichen „verkürzten“ Roman-Darstellungen im Film erspart.

Die Erzählform des Streifens sagt derweil zu und die Bilder des New York der 20er Jahre sind beeindruckend. Auch der Score von Craig Armstrong ist fulminant und sicherlich ein Oscar-Anwärter. Warum Luhrmann jedoch den wilden Tanzszenen in Gatsbys Villa „neumodische Beats“ spendierte, bleibt ein Rätsel.

Ja, nein, vielleicht

„Der große Gatsby“ ist in seinen größten Momenten packend, in seinen lustigsten Momenten urkomisch. Doch zu Tränen – um es einmal mit einem Anflug von Poesie auszudrücken – rührt dieser Streifen nicht. Das mag ein wenig den Hauptfiguren geschuldet sein: So überragend ein Leonardo DiCaprio etwa in „Blood Diamond“ oder „Zeiten des Aufruhrs“ agiert – in „Der große Gatsby“ will man ihm seine ganz, ganz große Liebe zu Daisy nicht immer abnehmen. Auch Cary Mulligan spielt Daisy als zerbrechliches Wesen teils bravourös – doch irgendwie wollen die beiden nicht so recht zusammenkommen. Die Magie fehlt.

Womöglich ist es aber auch genau das, was Luhrmann bezwecken wollte: Zeigen, dass die große Liebe eben doch nur eine Illusion ist. Und die Zeit gewiss nicht alle Wunden heilt.

So aber verlässt der Cineast nach weit über zwei Stunden den Kinosaal – durchaus angetan von der Wucht an Bildern. Doch ein Werther-Fieber bricht „glücklicherweise“ nicht aus. Und einen positiven Nebeneffekt möchte der Autor dieser Zeilen dem Film zudem nicht absprechen: Das Buch wird gelesen.

„Der große Gatsby“ startet im Verleih von Warner Bros. am 16. Mai in den deutschen Kinos.

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