Das Champions-League-Finale in London kennt zwei Gewinner: Den FC Bayern München und Borussia Dortmund. Denn: Es wurde – wie es so schön heißt – Werbung für den deutschen Fußball gemacht.
Dennoch konnte es nur eine Mannschaft geben, die den Henkelpott gen Nachthimmel strecken darf. Und dies sind die Bayern aus München.
Wir zeichnen das Spiel im Wembley-Stadion anhand unserer Einzelkritiken nach – ganz sachlich und sportlich. Zuweilen mit einem dezenten Augenzwinkern.
FC Bayern München
Manuel Neuer: Bekam endlich mal etwas zu tun. Das dürfte Jogi Löw gefreut haben. War stets zur Stelle und fischte etwa einen Ball von Robert Lewandowski aus dem Winkel. Starke Leistung.
Philipp Lahm: Tauchte zwei, drei Mal in der gegnerischen Hälfte auf – und ansonsten viel ab. Große Akzente konnte der „kleine“ Kapitän nicht setzen. Dürfte heilfroh darüber gewesen sein, dass andere – allen voran Arjen Robben – ihre Entschlossenheit auch auf dem Grün zeigten.
Jérôme Boateng: Hatte seinen quasi direkten Gegenspieler Robert Lewandowski im Griff – zumindest dann, wenn dieser sich dem Strafraum näherte. Denn Lewandowski ließ sich oft gen Mittellinie zurückfallen, holte sich Bälle, verteilte diese munter – doch gefährliche Abschlüsse haben wir „nur“ zwei gezählt. Ach verflucht, es geht hier ja um Boateng: Ja, keine Frage – starke Leistung.
Dante: Die Hoffnung Brasiliens? Jogi Löw wird sich freuen! Und: Der verschuldete Elfmeter war so glasklar – selbst Bély Réthy legte sich einmal fest. Nein, Dante erwischte keinen guten Tag.
David Alaba: Einer der „Fast-Torschützen“ auf Seiten der Bayern, hatte aber hinten alles im Griff – Bestnote.
Javi Martínez: Erwischte einen weitaus besseren Tag als Bastian Schweinsteiger (und Dante). Wirkte sehr konzentriert und fokussiert. Genau wie „Schweini“ eine gelungene Offensivszene, hatte aber vornehmlich in der ersten halben Stunden defensiv alle Hände… äh Füße voll zu tun.
Bastian Schweinsteiger: Im dritten Anlauf nun auch für ihn der ersehnte internationale Titel. Darüber dürfte er sich freuen. Doch auch Jogi Löw dürfte nicht entgangen sein, dass Ilkay Gündogan auf Seiten der Dortmunder erneut überragend spielte.
Arjen Robben: Das ist echt ne Type. Hat einige Großchancen versiebt, und dann in der 89. Spielminute eiskalt gegen Weidenfeller abgeschlossen. Schon beim Aufwärmen vor dem Spiel war klar, der Robben hat heute was vor: Während andere Spieler (gerade auf Dortmunder Seite) fast auf den Platz schlichen, trabten einige Bayern-Kollegen gen Grün. Und Robben? Der stürmte förmlich auf den Rasen. Jetzt werden sie in München den Niederländern wieder lieben. Bis er mal wieder einen wichtigen Elfmeter verschießt. Gell?
Thomas Müller: Laufstark, aber zentral längst nicht so „quirlig“ wie Marco Reus auf der Gegenseite. Dennoch sicherer Ballverteiler. An den beiden Toren nicht beteilig – solide Partie.
Franck Ribéry: War an beiden Treffern beteiligt. Hätte jedoch vom Platz gemusst, verpasste seinem Gegenspieler (und womöglich bald Mitstreiter) Robert Lewandowski einen Schlag mit dem Arm. Schade.
Mario Mandzukic: Hat sein Tor gemacht, im direkten Vergleich mit Robert Lewandowski jedoch etwas unauffälliger. Vielleicht ahnt Mandzukic schon, dass er im kommenden Jahr den Gomez machen könnte.
Luiz Gustavo: Kam noch rein. Finalluft im Wembley-Stadion schnuppern.
Mario Gomez:
Jupp Heynckes: Sagte in jede Kamera, dass der FCB in der Liga 25 Punkte Vorsprung vor dem BVB gehabt hätte. Irgendwann dann, in einem eingeschobenen Nebensatz, erkannte Heynckes aber dann doch noch die Leistung der Borussia in der Champions League an. Er hat es geschafft, eine wahre Weltklassemannschaft zu formen. Doch seine Sticheleien gegen Dortmund hätten so nicht sein müssen. Ottmar Hitzfeld war da „galanter“.
Uli Hoeneß: Ob er auf den Sieg seiner Bayern gesetzt hat?
Béla Réthy: Verhaspelte sich oft. Hatte nicht auf der Karte, dass Dante bei seinem rüden Einsteigen – das zum Elfmeter für Dortmund führte – bereits seine zweite gelbe Karte gesehen hätte. Folge: Gelb-Rot. Gelb indes forderte Réthy ein. Freute sich am Ende aber mit den Bayern.
Borussia Dortmund
Romand Weidenfeller: Überragend. Davon kann er sich leider nichts kaufen. In der Form dennoch ein Kandidat für Jogi Löw. Eigentlich. Aber wem sagen wir das.
Lukas Piszczek: Hatte seinen Gegenspieler Frank Ribéry fast immer im Griff. Dieser enteilte nur einige Male – aus Sicht der Borussen-Fans leider einmal in der 89. Spielminute.
Neven Subotic: Kratzte einen Ball vor Robben „sensationell“ von der Linie, als Weidenfeller schon geschlagen war. Auch ansonsten bärenstarke Partie. Hat hoffentlich keine Ausstiegsklausel.
Mats Hummels: Licht und Schatten. Bei hohen Bällen teilweise etwas orientierungslos und einige vertändelte Bälle. War womöglich noch nicht ganz fit. Dennoch: Hummels war der Chef in der Abwehr des BVB. Hat hoffentlich keine Ausstiegsklausel.
Marcel Schmelzer: Guter Kumpel von Jogi Löw. Hatte gerade in der ersten Hälfte gute Szenen, setzte auch einige Akzente nach vorne. In der zweiten Spielzeit jedoch mit einigen Stellungsfehlern. Ihm darf man die Niederlage dennoch nicht ankreiden. Wie würde Jogi Löw sagen: Der BVB hat derzeit eben niemand besseren.
Sven Bender: Unauffällig, keine Offensivszenen – und somit voll in der Defensive eingebunden. Machte seinen Job ordentlich. Ein typischer Bender eben.
Ilkay Kündogan: Überragend. War überfall. Laufstark und vor allem: Ganz, ganz sicher vom Elfmeterpunkt. Da können sich Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger noch eine Scheibe von abschneiden. Hat hoffentlich keine Ausstiegsklausel. Ansonsten…
Jakub Blaszczykowski: Gute Partie des Polen, den wir aber auch schon haben öfters zum Abschluss kommen sehen in dieser Spielzeit. Aber der Gegner im Finale war ja nicht irgendwer.
Marco Reus: Überragend (siehe auch Kündogan, Ilkay). Wirbelte bis zum Schluss. Hatte in der ersten Hälfte eine gute Möglichkeit, war Vorbereiter und überraschte so manch Bayern-Gegenspieler („wo kommt der denn jetzt schon wieder her?). Spielte auf der Götze-Position. Fortan sollten wir sie einfach „Reus-Position“ nennen – denn stärke war Götze auf der „10“ bis dato auch nicht.
Mario Götze: Wo wir beim Thema sind – Götze jubelte auf der Tribüne beim Eltermetertreffer von Gündogan artig. Jubelte nicht bei Robbens Treffer. Doch das Blatt wird sich in Kürze wenden. Bitter.
Kevin Großkreuz: Gab alles.
Robert Lewandowski: Uns kommt es irgendwie so vor, als hätten wir über seine Leistung schon einen Satz geschrieben? Nun, gute Partie als Ballverteiler, einmal unbeherrscht. Hat keine Ausstiegsklausel. Aber das ist einem Uli „Mr. Dax“ Hoeneß ja egal.
Julian Schieber: Seine Einwechslung in der Nachspielzeit sollte noch einmal Angst und Schrecken verbreiten. „Oh nein, Julian Schieber wurde eingewechselt!“ Und da wäre es wieder, dieses leidige Thema der „Zwei A-Mannschaften“.
Nuri Sahin: Wir wollen uns wirklich nicht einmischen. Aber hätte Jürgen Klopp nicht Gündogan auf die Großkreuz-Position vorziehen können und in der zweiten Hälfte Sahin bringen können, der sogleich mit Reus, Lewandowski und Gündogan gleich drei Abnehmer seiner zuweilen brillanten Pässe gehabt hätte?
Jürgen Klopp: Sachlich nach dem Spiel. Gratulierte artig. Weiß, dass er bei Dortmund nie zwei A-Mannschaften wird trainieren können. Hat aber keine Ausstiegsklausel. Ist ihm aktuell aber bestimmt auch „Schnuppe“.
Hans-Joachim Watzke: Gratulierte Uli Hoeneß – ebenfalls artig. Suchte wohl auch mal das WC auf.
Der Zuschauer: Sah ein berauschendes Champions-League-Finale, dass an Spannung kaum zu überbieten war. Gratulation an den FC Bayern München. Und Glückwunsch an Borussia Dortmund für eine packende Champions-League-Saison 2012/2013.
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