Schon lange kein Geheimtipp mehr: Vor immerhin 26 Jahren ist das „Fantasy Filmfest“ 1987 in Hamburg gestartet, damals noch im Alabama Kino und in der Markthalle. Mittlerweile ist das Festival längst in größere Kinos umgezogen und findet auch nicht mehr nur in unserer Hansestadt, sondern auch in Berlin, Frankfurt, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart statt.
Dabei schaut das Festival gerne einmal über die Grenzen der Fantastik hinweg. Fantasy- oder Science-Fiction-Filme sind tatsächlich eher seltener im Programm zu finden. Das Gros macht das Horror-Genre aus, aber auch gute Thriller, Dramas, Actionfilme oder Komödien finden ihren Weg zum „FFF“, wie das Festival gerne abgekürzt wird.
Das Hauptprogramm („Selected Features“) wird dann auch noch mit besonderen Reihen ergänzt, wie die „Midnight Madness“-Filme, in der teils skuriller Horror zum Tagesabschluss gezeigt wird, dem „Focus Asia“, der sich ganz auf das Genre der asiatischen Genrefilme konzentriert, oder dem Publikumspreis „Fresh Blood Award“, in dem Regiedebüts prämiert werden.
Alles im Originalton mit Untertiteln
Die Filmszene im deutschsprachigen Raum für fantastischen Stoff ist leider immer noch dünn gesät. Und man will möglichst Premieren zeigen: So gut wie alle beim „FFF“ vorgestellten Filme sind in Deutschland bisher nicht gezeigt worden und sind teilweise sogar Europa- oder Weltpremieren. Gleichzeitig ist es auch ein Festival für Filmfans, die meist ohnehin die Originalfassung bevorzugen.
Für das Festival gibt es daher ein paar Teilnahmevoraussetzungen: Man sollte der englischen Sprache mächtig sein, auch die Untertitel von Filmen aus anderen Ländern sind in Englisch. Man muss darüberhinaus 18 oder älter sein, da die FSK in der Regel noch keinen der Filme eingestuft hat und diese daher ohne Jugendfreigabe laufen müssen. Und man sollte sich auf ein Fan-Publikum einlassen, das anders als sonst reagiert. Szenenapplaus ist hier erlaubt und auch Abspann-Sitzenbleiber sind oft anzutreffen.
Darüberhinaus braucht man etwas Stehvermögen. Da auch reservierte Karten mit freier Platzwahl verbunden sind, stehen die Fans meist schon 30 Minuten vorher an, um noch einen guten Platz zu ergattern. Hat man das Glück, zwei Filme am Stück im selben Saal sehen zu können, kann man während der Aufräumarbeiten aber mit einem liegengelassenen Rucksack, Kleidungsstück oder Handtuch „seinen Platz reservieren“. Anspruch hat man jedoch nicht darauf.
Die Highlights 2012
In Hamburg haben wir das Glück, dass gleich vier Regisseure nach ihren Filme zu einem Q&A zur Verfügung stehen werden. Dies werden Johannes Roberts („Storage 24“), Jennifer Lynch („Chained“), Benh Zeitlin („Beasts of the Southern Wild“) und Matthias Hoene („Cockneys vs. Zombies“) sein. Darüber hinaus werden vom Eröffnungsfilm „Sightseers“ die Hauptdarsteller und Drehbuchautoren Alice Lowe und Steve Oram anwesend sein.
Als Film-Höhepunkte dieses Jahr werden derzeit „Chained“, ein Serienmörder-Entführungs-Sklaven-Drama, sowie der bezaubernd-exotische Endzeitfilm „Beasts of the Southern Wild“ gehandelt. Letzterer hat bereits auf den Filmfestivals von Sundance und Cannes für Furore gesorgt und wurde lediglich mit Laiendarstellern besetzt. Und letztlich wird der Shoot-’em-up „The Baytown Outlaws“ das Festival genretypisch beschließen.
Nicht für Jedermann – soll es aber auch nicht
Unter uns: Ein Großteil der Filme des Fantasy Filmfests ist wunderbarer Schrott. Nein, es ist noch nicht der Schrott, der die Videotheken verstopft. Aber manchmal sehr nahe dran. Dennoch: Da man das Festival in einer Atmosphäre von gleichgesinnten Nerds genießen kann, sind auch die Rohrkreprierer immer noch erlebenswert.
Gleichzeitig findet man aber auch Großes. Gerade der Publikumspreis „Fresh Blood“ hat in den vergangenen Jahren Überraschungserfolge wie „District 9“ und „Four Lions“, aber auch Perlen wie „Brick“ oder „Ex Drummer“ ausgemacht. Dieses Festival ist halt: Besonders, bodenständig und blutig.
Das Fantasy Filmfest läuft vom 22. bis 29. August im Hamburger Cinemaxx Dammtor. Karten gibt es im VVK und an der Kasse ab 9 Euro.