Filmkritik: „Django Unchained“ von Quentin Tarantino überzeugt fast

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Es bleibt dabei: Quentin Tarantino kann offenbar keine schlechten Filme machen. Pulp Fiction begründete seinen Kult, und keiner seiner späteren Filme – etwa die Kill-Bill-Saga oder der atmosphärisch großartige „Jackie Brown“ – konnten seinem Nimbus als unzerstörbarer Kinomacher etwas anhaben.

Da Tarantino ein ausgewiesener Anhänger alter Filmklassiker ist, verwundert es zunächst einmal nicht, dass er mit „Django Unchainend“ erstmalig einen lupenreinen Western abgeliefert hat. Das Staraufgebot hat sich einmal mehr gewaschen: Christoph Walz, der dank „Inglourious Basterds“ zu einem Schauspieler von Welt wurde, darf ebenso wenig fehlen wie Jamie Foxx als Django („das ‚D’ ist stumm“), Leonardo DiCaprio und – natürlich – Samuel L. Jackson. Und der Meister selbst setzt sich als Cowboy in Szene – und hat die Lacher auf seiner Seite.


Das Grundkonstrukt der Geschichte: Dr. King Schulz (Christoph Waltz) findet in dem Sklaven Django (Jamie Foxx) einen Komplizen, um die Brittle-Brüder aufzuspüren – üble Sklavenhändler im Süden. Schulz ist Kopfgeldjäger – um seine Missionen erfolgreich zu bestreiten, geht er über Leichen. Django hilft Dr. Schulz – ist jedoch auch auf der Suche seiner verschleppten Frau. Just jene wird von Calvin Candle, einem Sklavenhändler, auf einem großen Anwesen „gehalten“. Sein treuer Adjutant ist Stephen (Samuel L. Jackson), der Django und Dr. Schulz bei deren Besuch auf der Farm auf die Schliche kommt…

Ein weiterer Klassiker?

Weiß „Django Unchained“ zu überzeugen? Nun – Tarantino hat einmal mehr grandiose Szenen geschaffen, in denen Christoph Waltz als deutscher Zahnarzt überragt. Auch DiCaprio überzeugt als reicher Schnösel – und vor allem das Zusammentreffen von Dr. Schulz und Calvin Candle ist fulminant: Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Ob sich die beiden die Hand geben?

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Auch Samuel L. Jackson weiß als zittrige und verbitterte rechte Hand Candles zu überzeugen. Und Jamie Foxx spielt Django so cool, wie man Django spielen muss – Idealbesetzung. Zudem zaubert Tarantino teils sehr atmosphärische Bilder aus dem Hut. Keine Frage: Tarantino kann Western.

Doch: So „überzeugend“ düster der Kult-Regisseur den Sklavenhandel auch zeichnet, und so glücklich sein Händchen einmal mehr bei der Auswahl der Schauspieler war, zwei Punkte sieht der Autor dieser Zeilen kritisch: Tarantino hat es mit der Brutalität und den exzessiven Gewaltszenen übertrieben.

Und: „Django Unchained“ hat gerade im zweiten Teil Längen – der Film nimmt kein Ende und droht nach weit über zwei Stunden Spielzeit gar in sich zusammenzufallen. Der Verlust von Tarantinos langjähriger Cutterin Sally Menke ist tragisch. Jedoch hätte Tarantino womöglich den Schnitt des Films nicht zur Chefsache erklären sollen. Angeblich war die Zeit sehr knapp bemessen, da Sony noch ins Oscar-Geschehen eingreifen möchte. Aufgrund der „unrunden“ Erscheinung des Films dürften jedoch „wenigstens“ die Akteure als Oscar-Anwärter im Rennen sein – die von Tarantino verfassten Dialoge sind einmal mehr großartig.

Düsteres Szenario

Der Verzicht auf einige Gewaltszenen – das düstere Szenario wurde auch so schon deutlich genug gezeichnet – und das richtige Gespür für einen besseren Schnitt hätten dafür sorgen können, dass sich der „neue Tarantino“ nicht vor den Großtaten „von einst“ – allen voran „Pulp Fiction“ – zu verstecken braucht.

So ist „Django Unchained“ ein Film, der dank fulminant gespielter Szenen in Erinnerung bleiben wird – und gewiss nicht enttäuscht. Ein wahres Gesamtkunstwerk ist Tarantino diesmal nicht geglückt.

„Django Unchained“ startet am 17. Januar 2013 in den deutschen Kinos.

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