Gleich zu Beginn sei vorweggenommen, dass wir den unterirdischen Bahnhof „Stuttgart 21“ nicht zum Vergleich mit der Hamburger Elbphilharmonie und dem Flughafen Berlin Brandenburg heranziehen mögen. Da ist der Zug aktuell abgefahren – man hört so wenig.
Doch der Flughafen in Berlin sorgt dieser Tage einmal mehr für die ganz großen Schlagzeilen. Der „ursprüngliche“ Architekt des neuen Flughafens, Meinhard von Gerkan, geht mit der Flughafengesellschaft und dem noch immer tapfer lächelnden Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit hart ins Gericht. Von „großangelegter Täuschung“ ist da die Rede. Gerkan und sein Team wurden längst geschasst – doch ganz so abwegig erscheinen die Anschuldigungen ob der Verzögerungen beim nicht ganz unwichtigen Verkehrsprojekt nicht. Wenngleich so manch Flughafen-Macher vermutlich von „abgehobenen“ Anschuldigungen sprechen würde. Frei nach dem Motto: Läuft doch alles.
Die Flughafengesellschaft ist so denn eine Staatsfirma – und just jenem Laden stand Wowereit seit 2001 als Chefkontrolleur vor. Aufgrund der neuerlichen Verzögerung der Eröffnung des Flughafens sitzt fortan Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck am Steuer. Offenbar möchte dieser künftig auf einen Dialog setzen. Keine schlechte Idee.
Wowereit jedoch war es laut aktuellem Spiegel, der sich dazu entschloss, die Realisierung des neuen hauptstädtischen Flughafens ohne ein „Generalunternehmer wie Hochtief“ durchzuführen: So schwer kann das doch nicht sein, einen Flughafen zu bauen, oder?
Lustigerweise schließt sich hier der Kreis. Denn in Hamburg entsteht – ebenfalls seit ein paar Jahren – an der Elbe im schmucken neuen Stadtteil HafenCity die Elbphilharmonie. Und in Hamburg wurde einem Generalunternehmen bezüglich der recht holprigen Fortschritte auf der Baustelle schon zwei Mal die gelbe Karte gezeigt. Die Rede ist von – genau – Hochtief. Im Fußball bringen zwei gelbe Karten einen Platzverweis mit sich, doch nach zwei Ultimaten steht in der Hansestadt fest: Mit Hochtief wird an der Elbphilharmonie weiter gewerkelt – aber bis 2017 muss dann wirklich alles fertig sein, so in etwa lautet die Vereinbarung.
Über den Wolken
Natürlich erhofft sich Hamburg durch die Elbphilharmonie so einiges, doch rein faktisch gesehen handelt es sich um einen großen – wenngleich nicht gerade überdimensionierten – Konzertsaal, ein paar Wohnungen und ein Hotel. Da dürfte so ein Flughafen in der Hauptstadt doch noch einen Deut wichtiger sein. Die Aufregung um die Elbphilharmonie hat sich in Hamburg jedenfalls gelegt – es gibt wichtigere Stammtisch-Themen. Ist der Bau erst einmal fertig gestellt, dürfte all die anfängliche Aufregung vermutlich schnell vergessen sein.
Doch wie lange es in der Hauptstadt dauern wird, bis allen voran die Brandschutzbestimmungen im neuen Berliner Flughafen abgenommen können und all die anderen Problemchen gelöst werden, steht in den Sternen. Ist der Airport erst einmal in Betrieb, werden sich auch hier die Wogen wieder rasch glätten. Oder?
Deutschland, das Land der Ingenieure: Stuttgart 21 („ach, vier Gleise reichen nicht aus?“), Elbphilharmonie („wie, die Statik des Daches ist nicht okay?“) und der BER – Flughafen Berlin Brandenburg („der Fahrstuhl fährt nicht? Es gibt doch Treppen!“) – große Bauvorhaben sind aktuell kein Aushängeschild.
Ein Glück wurden zur WM 2006 alle Stadien rechtzeitig fertig: Fußball versetzt eben noch Berge.
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