Die Freude, dass Harald Schmidt zu seinem Bällchensender zurückkehrt, war durchaus groß. Doch so gut die letzten zwei, drei schwungvollen Sendejahre vor seiner „Kreativpause“ in Erinnerung blieben: Dass zu Beginn seiner ersten acht Jahre bei Sat.1 auch eine Phase der Findung vorausging, ist ebenfalls bekannt.
Nun wussten aber die letzten beiden Jahre in der ARD durchaus zu gefallen, freilich nachdem Oliver Pocher ein Glück wieder geschasst wurde.
Einmal die Woche Harald Schmidt Solo im Ersten, 45 Minuten guter Inhalt, das hat gepasst: Ein Stand-Up, der die Geschehnisse der Woche zusammenfasst und teils richtig gute Einspielfilme. Nun also das Umdenken, hin zu einer „täglichen“ Late-Night. Ein Prozess, der noch im vollen Gange ist.
Stand-Up, Gäste? Und Schreibtisch?
Dann der Wechsel zu Sat.1. In den letzten Wochen wurde deutlich: Selbst die Inhalte an zwei Tagen wurden gestreckt. Schmidt war zuweilen gut aufgelegt, aber oft „kam da zu wenig“. Zuweilen holte der unbestrittene deutsche Late-Night-König Gäste wie Otto Waalkes oder zuletzt Anke Engelke und Bastian Pastewka („Wolfgang und Anneliese“) unmittelbar nach dem Stand-Up bereits auf die rote Showbühne.
War ihm bewusst, dass das Material der Autoren ansonsten den Zuschauer dazu veranlassen könnte, doch zu Anne Will, Sandra Maischberger oder gar Markus Lanz zu wechseln? Oder gleich mit dem iPad unter die Bettdecke zu huschen?
Mag sein, dass eine dritte Sendung ab Januar 2011 am Donnerstag die erhoffte Zuschauerbindung nach sich zieht. Aber wichtig ist vor allem: „Dirty Harry“ sollte alsbald das Profil seiner Late-Night schärfen und darf gerne politischer werden. Das Sendeumfeld sollte dabei einfach vernachlässigt werden, oder?
Reinhold Beckmann in der ARD fürchtet wohl auch in 2012 Maybrit Illner im ZDF mehr als den „neuen“ Konkurrenten aus Köln.
Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend.