„Warum schießen die denn nicht?“

„Kein gutes Spiel, gerechtes Unentschieden, schönes Wochenende“, so die Worte von Club-Trainer Dieter Hecking in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Eine „Nichtabstiegsparty am nächsten Wochenende“, wünscht sich Thorsten Fink auf der gleichen Veranstaltung.

Nürnberg schafft damit auch rechnerisch den Klassenerhalt. Der HSV kann vor allem wegen des Kölner Unentschiedens aufatmen: Die Rautenträger müssten beide Partien verlieren, der FC beide noch gewinnen. Rechnerisch ist das aber noch möglich. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt zwei Spieltage vor Saisonende nun fünf Punkte und neun Tore.

Ruhiger Spielaufbau

Nürnberg war zunächst das überlegene Team, aber dank des konzentrierten Abwehrverhaltens der gesamten HSV-Mannschaft konnten sich die Nürnberger keine Chancen erarbeiten. „Unsere erste Halbzeit war nichts“, bekannte Nürnbergs Mittelfeldantreiber Daniel Didavi.

Die Hamburger setzten auf einen ruhigen Spielaufbau und agierten betont abwartend. Allerdings immer wieder unterbrochen durch nervöse Abspielfehler. Einige Stockfehler lieferte auch die Nürnberger Hintermannschaft, als einige Spieler (u.a. Philipp Wollscheid) unter dem unbekannten Wesen namens Ball hilflos herumhüpften, so dass Son Heung-Min für Hamburg die erste große Torchance hatte. Club-Keeper Raphael Schäfer bekam jedoch noch eine Hand an den Ball und lenkte ihn gerade so um den Pfosten (13. Spielminute).

Ab der 23. Minute musste der HSV den Ausfall von Jaroslav Drobny verkraften. Der Tscheche hatte sich in einem Luftduell mit Tomas Pekhart verletzt. Vertreter Sven Neuhaus kam zu seinem Bundesliga-Debüt und bewahrte sein Team kurz darauf gegen Pekhart direkt vor einem Rückstand (26.). Dieser bettelte jedoch eher um den VW Fairness Pokal (so fair war Sport noch nie), als er aussichtsreich statt eines Torschusses nur eine höflich Rückgabe produzierte.

Gute Vorsätze

In der zweiten Halbzeit hatte der Club sich offensichtlich viel vorgenommen. Es wurde gefährlicher Druck aufgebaut und der HSV kam im Gegensatz zum Ende der ersten Hälfte nicht mehr in die Zweikämpfe. In der 54. Minute hielt Philipp Wollscheid fulminant drauf, Keeper Neuhaus rettete klasse.

In Führung aber ging der HSV: Nach klugem Pass von Tomas Rincon und kämpferischem Durchsetzungsvermögen von Marcell Jansen schaltete Son im Strafraum mal wieder am schnellsten und war zum 1:0 erfolgreich. Das Spiel des HSV wurde durch den Führungstreffer leider nicht besser, Nürnberg erhöhte sogar die Spielanteile und wurde belohnt.

Hoher Ballbesitz

Jeffrey Bruma musste gleichzeitig zwei Gegenspieler decken und stand dann folgerichtig falsch. Dies nutzte Torjäger Didavi zum Ausgleich. Dann kam wieder die Zeit des HSV, der durch laufstarkes Forechecking gefühlte 80 Prozent Ballbesitz hatte, vor dem gegnerischen Sechzehner aber immer wieder mut- und ratlos wirkte.

„Warum schießen die denn nicht“, war die berechtige Frage einer HSV-Anhängerin. Diese an den zögerlichen Ivo Ilicevic gerichteter Ausruf wurde von den umsitzenden FCN-Anhängern auch nicht schlüssig beantwortet. Eine Antwort auf dem Feld hätte dem HSV vielleicht drei Punkte beschert.

In der 84. Minute musste Son dann angeschlagen runter, für ihn kam Mladen Petric, der aber keine Impulse mehr für HSV-Offensive beisteuern konnte. Auch Gojko Kacar musste kurz vor Schluss verletzt vom Platz. Von da an spielte Hamburg in Unterzahl.

Und noch eine Anmerkung: Einfach Spitze der HSV Gäste-Fanblock. Die gelungene Choreografie mit der finalen Aufforderung, auf Sponsorennamen in den Stadionbezeichnungen zu verzichten und diese stattdessen in „Max-Morlock-Stadion“ umzubenennen, wurde auch von den Nürnbergern mit Beifall bedacht.

Leider wenig professionell die Ambulanz. Gojko Kacar lag auch noch nach Spielende auf der Trage im öffentlichen Bereich vor dem Stadion. Er und die Sanitäter wurden von betrunkenen Fans beschimpft. Das geht so nicht.

Aber Abstiegskampf können die Hamburger dann doch.

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