Rock on!

Hamburg. „Hast du Lust, am Freitag mit in die o2 World zu kommen? Ein Kumpel ist erkrankt.“ Spontan sage ich zu. Und krame sogleich in meinen Erinnerungen: Kravitz, genau. „Are You Gonna Go My Way“, „Fly Away“ (na ja) und einige gefällige Pop-Balladen.

Aber hat Kravitz derzeit überhaupt eine aktuelle Scheibe? Meine Recherche ergibt: Hat er. „Black & White America“. Und die aktuelle Single „Stand“ gefällt mir aus dem Stand. Vorfreude auf den Gig!

Rein ins Konzertgeschehen: Raphael Saadiq heizt den Zuschauern zunächst im Rund der o2 World ein. Blöd nur, dass es viele Zuschauer vorziehen, lieber noch einen Burger zu essen. Doch nach zwei, drei gespielten Liedern füllt sich die Halle ganz gemächlich – der Rock’n’Roll-Funk ist durchaus gefällig.

Und die Spannung steigt: Lenny Kravitz, was erwartet die Zuschauer in der fast ausverkauften o2 World?

Lenny on stage

Los geht es mit einigen Mid-Tempo-Nummern seiner Frühphase, wie er selbst betont, etwa „Always on The Run“. Kravitz gibt gekonnt den Entertainer. Animiert das Publikum, doch so richtig zündet das Konzert noch nicht.

Der Amerikaner erzählt, wie er einst von seiner Plattenfirma zu Beginn seiner Karriere in ein Flugzeug gesetzt und nach Europa geflogen wurde, um Erfahrungen zu sammeln. Er spielte in kleinen Clubs in Paris, London, Amsterdam und – na klar, Hamburg.

Nach einer dreiviertel Stunde erklingt „Stand“. Wurden die zuvor gespielten Titel noch artig beklatscht, springt der Funke nun auf einmal so richtig über. Selbst auf den Tribünen (dort, wo auch der Autor saß. Sitzen musste. Wer kauft Sitzkarten für ein Rockkonzert? Ach so, ich darf mich ja nicht beschweren) stand das Publikum nun auf: Der wunderbar beatleske Titel animiert.

Es folgt „Rock And Roll Is Dead“, dann „Rock Star City Life“. Die Stimmung bleibt nun konstant auf hohem Niveau. Der Sound ist bassig, Kravitz und seine Combo sind jedoch gut abgemischt.

„Where Are We Runnin'“ ertönt, ein Rock-Klassiker, den jeder kennt. Die Bläser spielen ein einminütiges Noise-Outro. Dann, für nur einen Moment kehrt Ruhe auf der Bühne ein – ganz im Gegensatz zu den begeisterungsartigen Tumulten im Publikum.

Kravitz wechselt seine Gitarre, und die ersten Akkorde ertönen: „Fly Away“. Jedem – und da nehme ich mich nicht aus – der dachte, diesen Titel nicht mehr hören zu können, der ihn auf eine Stufe mit „It’s My Life“ von Bon Jovi gestellt und als eher biedere Disko-Nummer seiner Jugend abgetan hat, sei gesagt: Live rockt die Nummer. Ein Brett. Fulminant.

Sitzplatz? Pah!

Kravitz hat nun alles im Griff. Schon jetzt hat sich der Abend gelohnt. Doch genau – da war doch noch was: „Are You Gonna Go My Way“. Menschen jeden Alters springen. Das ist Hard Rock. Das ist Kravitz. Das ist Rock’n’Roll!

Eineinhalb Stunden sind vergangen, die Band verlässt die Bühne. Die Menschen in der Halle toben. Noch einen drauflegen? Unmöglich.

Und so überrascht Kravitz – zunächst nur mit seinem Gitarristen zurückkommend – mit einer akustischen Version von „I Belong to You“. Gefolgt von seinem „Hey Jude“ – „Let Love Rule“. Inklusive Ehrenrunde durch die ganze Halle. Ein recht eigentümlicher Zugabenblock. Aber auch charmant.

Keine Frage: Da hat ein Großer in Hamburg vorbeigeschaut.

Danke für den Anruf.

Eine Antwort auf „Rock on!“

  1. Ich habe Gänsehaut. Auch ich durfte gestern dabei sein in der O2 Arena in Hamburg.
    Extra angereist aus Frankfurt bin ich immer noch so begeistert, das ich den ganzen Tag Lenny höre. Es war, um es auf den Punkt zu bringen, autentisch, geniale live Musiker und so nah wir ich es miterleben durfte einfach unvergesslich!! Danke Lenny, ich komme wieder, schnellst möglich!

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