Wer nach dem sehr guten EM-Endspiel und der eher nüchternen ZDF-Nachberichterstattung auf Usedom mit Katrin Müller-Hohenstein und Experte Oliver Kahn noch keine Lust hatte, ins Bett zu gehen, der blieb am späten Sonntagabend beim Zappen womöglich auf einem anderen Sender hängen.
Dem Autor dieser Zeilen ist es so ergangen: Vox leuchtete da als Sendersymbol auf. Ein Kanal, der an sich mit der Euro 2012 ziemlich wenig am Hut hatte. Doch auch hier gibt es ganz großen Sport zu sehen: Die Personality-Doku mit Lothar Matthäus.
Der ehemalige Weltfußballer zeigt sein Leben in Ungarn. Und während viele Dokus zu verurteilen sind, weil Menschen vorgeführt werden, muss an dieser Stelle betont werden: Matthäus ist ein Mann von Welt, wenn er die Kameras als Begleiter dabei haben möchte – bitteschön.
Und so boten sich in den rund 20 Minuten, die der Autor „dranblieb“, so viele abstruse Situationen, dass einem fast so schwindelig wurde wie zuvor den Italienern beim Finalspiel: Da überrascht zunächst die Einblendung unter einem Mann mit Schal, der nicht von der Seite des Weltmeisters zu weichen scheint: „Wim Vogel – seit acht Jahren Freund von Lothar Matthäus“.
✎ ARD EM 2012: Einzelkritik – Lahm, Klose, Waldi, Löw, Scholl, Simon und Co.
Äh, haben wir da was verpasst? Man könnte es fast annehmen: Da schlendern die beiden durch eine Markthalle und versuchen, ein Frühstück zusammenzustellen. Doch alleine die Auswahl des Käses und der Marmelade stellt einen Weltfußballer zuweilen vor gehörige Probleme.
Was ist denn das für ein Vogel?
Später wird erklärt: Vogel ist seit acht Jahren nicht nur Freund von Matthäus – sondern auch Manager. Gut möglich, dass er dem Ex-Fußballer dazu geraten hat, dieses „Spiel“ mitzumachen.
Weitere Szenarien zeigen gefühlte Abgründe auf: Wenn Lothar mit seiner Lebensabschnittsgefährtin Joanna einen Tanzkurs besucht – sich aber mehr für die Tanzlehrerin als für seine Freundin interessiert, ist das banal.
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Wenn er in der Allianz Arena am Spielerausgang zunächst seiner Freundin erklärt, dass hier nur wichtige Menschen rumlaufen dürfen, und kurz darauf Karl-Heinz Rummenigge begrüßt und dem gelangweilt dreinschauenden Bayern-Boss erzählt, dass er „Angebote aus der ersten spanischen und englischen Liga“ habe, erzeugt das eher Mitleid.
☼ Bilder Tag der Legenden: Fußball-Fest am Millerntor
Warum tut sich Matthäus das an? Das Format mit dem Namen „Lothar – immer am Ball“ spült ihm womöglich ein wenig Geld in die Kassen. Doch um dabei zuzusehen, wie er mit Freunden einen gestellten Männerabend zelebriert – samt Live-Musik – muss es zuvor schon ein sehr gutes Finalspiel gegeben haben, das einen wach gehalten hat.
Vor zwei Jahren lief Matthäus beim „Tag der Legenden“ am Millerntor auf. Dort konnte jeder Zuschauer im ausverkauften Stadion sehen, was Matthäus wirklich kann: Pässe über 60 Meter schlagen.
Und wo ist der Ketchup?
Das wichtigste beim Einkauf in der Markthalle war doch der Ketchup!!
Schade, dass Lothar sich das antut. Zeugt nicht von besonderer Intelligenz.
Aber irgendwie müssen die Herrenabende ja finanziert werden.
Bin mal gespannt, bei welchen erstklassigen Klubs er in England oder Spanien anfängt.