Paul McCartney hat nach sechs Jahren eine neue Studioplatte mit Eigenkompositionen veröffentlicht – so ist überall zu lesen. Doch vergessen werden darf nicht, dass der Ex-Beatle auch sein „Fireman“-Projekt vorangetrieben hat, seiner klassischen Musik treu geblieben ist oder im vergangenen Jahr das Album „Kisses on the Bottom” mit Swing-Klassikern veröffentlicht hat.
Nun aber meldet sich McCartney mit seiner neuen Platte „New“ zurück. Mit Mark Ronson, Paul Epworth, Ethan Johns und Giles Martin (genau, der Sohn von George) versammelte Macca gleich vier Produzenten um sich.
Der Title-Track „New“ ist fast schon unverschämt beatlesk und packt einen bereits beim ersten Hören, „Save Us“ kommt in bester „Wings“-Manier samt eingängigem Riff des Weges und ist ein fetziger Opener. „Queenie Eye“ und „Everebody Out There“ sind Ohrwürmer erster Güte. „I Can Bet“ ist ein Kracher und fühlt sich an wie eine musikalische Reiese durch verschiedene Jahrzehnte, inklusive E-Gitarren- und Synthesizer-Solo.
Doch bei all den Songperlen gerade auf der ersten Hälfte der CD sind leider die Brüche auf dem Langspieler teils schon überdeutlich: Nach „New“ kommt mit „Appreciate“ ein elektronisch geprägter Titel, der auch nach mehrmaligen Hören nicht in das Gesamtkonzept der Platte passen möchte. Auch bei „Hosanna“, „Looking At Her“ und „Turned Out“ wurde ein wenig zu viel hineingelegt – aber das ist freilich Geschmacksache. Denn: Die Experimentierfreude möchten wir dem Ex-Beatle freilich nicht absprechen.
Die „Deluxe Edition“ von „New“ hat mit „Turned Out“ noch einen Song in bester Tom Petty Manier in petto – und der geneigte Hörer fragt sich, warum es dieser Titel nicht auf die reguläre Scheibe geschafft hat. Zudem ist fast schon unerklärlich, warum die Liebeserklärung an McCartneys dritte Ehefrau als Hidden-Track versteckt wurde: „Scared“, eine gefühlvolle Piano-Ballade, hätte das Zeug zur Single.
Aber nicht, dass wir uns hier missverstehen: „New“ ist eine richtig gute Platte – in „On My Way to Work“ oder „Early Days“ wagt McCartney einen Blick zurück. Und wir schauen bereits in die Zukunft und hoffen, dass der Liverpooler noch viele Scheiben aufnimmt. Und trotz aller Nebenprojekte müssen es nicht wieder sechs Jahre werden…
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