Hamburg. Kanzlerduell in der Hansestadt: Während Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Fischauktionshalle um die Unterstützung der Wählerschaft warb, verwandelte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück den zentralen Speersort in Peersort: Rund 4.000 SPD-Getreue, zudem vermutlich noch der ein oder andere unentschlossene Wähler, versammelten sich direkt neben dem Pressehaus. Gleich zu Beginn zeigte der von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz in die Arena geführte Steinbrück auf das Büro von Zeit-Herausgeber Helmut Schmidt: Der Altkanzler hatte die Kandidatur von Steinbrück unter anderem mit einer gemeinsamen Buchveröffentlichung unterstützt.
Und so drehte der SPD-Frontmann seine Runden auf seiner Plattform und blieb sich auch in der Hamburger Abschlussveranstaltung treu: Direkter Dialog mit der Zuhörerschaft. Zunächst wurden Fragen vom Publikum beantwortet. Doch „Frage“ ist im Grunde genommen übertrieben – so genügte auch schon der bloße Zuruf eines Themas, ehe Steinbrück loslegt.
Als der gebürtige Hamburger etwa erklärte, die Zeiten hätten sich geändert, Salzstangen und Gummibäume seien Sache der fünfziger Jahre gewesen, fügte er rasch hinzu, dass er natürlich nichts gegen Salzstangen habe und Gummibaumherstellern seinen tiefen Respekt zolle. Anschließend dreht er sich rasch zur anwesenden Journaille und betonte: „Das war Ironie.“ Es folgte: Tosender Beifall – wohlgemerkt nicht von den Pressevertretern.
Vermutlich muss man nicht einmal alle politischen Überzeugungen dieses Mannes und seiner Partei teilen, um anzuerkennen: Steinbrück schafft es, mit Wortwitz, Schlagfertigkeit und Ironie (wir haben verstanden), die politischen Themen so zu verpacken, dass sie mahnend aber auch anspornend zugleich rüberkommen.
Von einem Veto gegen das von der Koalition eingeführte Betreuungsgeld bis hin zu einer flammenden und befürwortenden Rede für den flächendeckenden Mindestlohn: Steinbrück setzt auch auf der Zielgraden auf die „SPD-vertrauten“ Themen des Bundestagswahlkampfes, ohne das sie an Relevanz verloren hätten.
Auch NSA und NASA waren Thema
„NSA“ etwa war auch so ein Zuruf, und Steinbrück unterstrich: Indem sich Ronald Pofalla auf ein Podest gestellt und verkündet habe, alles wurde mit den Amerikanern geklärt, sei die Sache doch vom Tisch. Achtung: Ironie.
Als nach rund zwei Stunden nach Veranstaltungsende tatsächlich alles gesagt schien, wollte ukonio.de vom gebürtigen Hamburger Steinbrück noch wissen, wer denn neuer Trainer beim HSV wird. „Klopp wird es nicht“, sagte das Aufsichtsratsmitglied der Borussia aus Dortmund mit einem Schmunzeln. Ganz ohne Ironie.
Nun, auf die Frage, wer denn der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland wird, hätte er vermutlich eine eindeutige Antwort gegeben. Aber da suchte Steinbrück schon längst das Bad in der Menge. Er genoss es. Zurecht.
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