Festival-Bericht: Travis, Thees Uhlmann und Glen Hansard kamen zum Familienfest

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An sich geht es am Weissenhäuser Strand ganz beschaulich zu. Der Ferienpark an der Ostsee ist ein Familienidyll. Und auch Konstantin Gropper, Frontmann der Pop-Combo „Get Well Soon“, erzählte den Besuchern im Zelt des Rolling Stone Weekender, dass er am frühen Morgen bereits am Strand Muscheln sammeln war.

Gut möglich, dass die rund 3.500 Besucher, die größtenteils auch schon am ersten Tag des Rolling Stone Festivals an der Ostsee weilten, ebenfalls einen Strandspaziergang gemacht haben. Denn die E-Gitarren kreisten am Samstag „erst“ ab 16:00 Uhr über dem Freizeitparadies des Weissenhäuser Strandes. Und die Bässe haben bestimmt auch die Möwen am Strand vernommen – doch ob sie bei der fünften Auflage des Rolling Stone Weekender noch überrascht waren von den „ungewohnten“ Klängen?

✎ Schnappschüsse des Weekenders 2013 haben wir bei Twitter gepostet

„Get Well Soon“ also machten den Auftakt am Samstag (am Freitag spielten bereits die „Shout Out Louds“, „Dinosaur Jr.“ oder „Suede“). Die deutsche Band, die durchgängig englisch singt, kommt mit „stimmungsvollem“ Psychedelik-Pop des Weges. Musikalisch wurde den Besuchern gleich viel geboten, denn alleine Gropper spielt mal die Drums, mal die E-Gitarre – und als er ein kleines Keyboard vor sich aufbaute, betonte er: „Ich kann auch Piano spielen!“


Der Leadsänger erwähnte, dass die Band ob ihrer langen Anreise einen Zwischenstopp in Hannover eingelegt habe. Und just in jenem Hotel fand „offenbar auch der Parteitag der ‚Alternative für Deutschland’ statt“, wie Gropper süffisant berichtete. Ihnen widmete er die Erfolgssingle „Angry Young Man“. Eine sehr stimmungsvolle erste Stunde im Festzelt.

Während es bei „Get Well Soon“ noch etwas bedächtig – und dies sei keinesfalls abwertend gemeint – zuging, gaben Glasvegas richtig Gas. Der Rock der Schotten brachte das Zelt auf Betriebstemperatur – Leadsänger James Allan und seine drei Begleiter lieferten fetzigen – tja – 70es-Psychedelic-Rock ab. Richtig kraftvoll kommt „Daddy’s Gone“ rüber: So klingt es, wenn Rock-Musiker trauern.

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Travis beim Weekender

Auch Kinder „lauschen“ mit

Bei den beiden Nachmittagskonzerten wurden etliche Kleinkinder samt Schallkopfhörer im Zelt gesichtet – auch dies unterstreicht die wunderbare Atmosphäre des Festivals. Thees Uhlmann samt seiner Band tauchten so gleich ab in die „Wohlfühlatmo“. Der Norddeutsche vertraute auf das Material seiner beiden Solo-Alben – und so länger das Konzert andauerte, desto euphorischer wurde Uhlmann.

Es ist durchaus eine Freude dabei zuzusehen, wie dem ehemaligen Tomte-Frontmann – die „alten“ Gassenhauer fehlten leider – sein Job da oben auf der Bühne Spaß bereitet. Stimmlich hat der Singer/Songwriter alles gegeben. Musikalisch ist die Band eine Einheit, aber man wünscht Uhlmann, dass er noch ein paar mehr Hits wie „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ zu Papier bringt. Dann würde er vermutlich das ganze Zelt packen. Doch seine treue Anhängerschaft, die in der Mitte rund 90 Minuten durchrockte, teilt diesen Wunsch womöglich nicht: Sie grölten ohnehin jeden Titel des Abends mit. Uhlmann ist schon jetzt ein Pop-Phänomen.

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Musik auf vier Bühnen

Auch in den drei weiteren „kleineren“ Locations des Rolling Stone Weekender wurde munter gefeiert, im Baltic Festsaal etwa spielten unter anderem „Phosphorescent“. Und der Frontmann Matthew Houck und Bandmitglieder spielten wahrlich auch hier nicht vor leeren Reihen.

Nach einer weiteren kurzen Umbauphase im Zelt war es derweil um 21:15 Uhr so weit: Travis traten auf die Bühne. Jene also von Fran Healy gegründete schottische Band, die uns in all den Jahren so viele wunderbare Songperlen geschenkt hat. Fünf Jahre hat die Band pausiert, abgesehen einiger Akkustik-Scharmützel. Und wie wichtig die Mischung aus Brit- und Power-Pop der Band noch immer ist, zeigte das Quintett auf der Bühne. Von ihrem neuen Album „Where you Stand“ fügten sich etwa der Title-Track und „Moving“ perfekt in die Setlist, und mit „Closer“, „Sing“, „Side“ oder „Flowers in die Window“ wurden viele der „Oldies“, wie Healy selbst sagte, „eingebettet“. Erfreulich ist, mit wie viel Energie die Band zu Werke geht – so quirlig hätte der geneigte Konzertbeobachter die Kapelle ob ihrer oft nachdenklichen Texte womöglich gar nicht erwartet.

✎ Konzertbericht Hamburg: Staus Quo – das ist Rock’n’Roll!

Am Ende zauberten Healy, noch immer mit Kopfbedeckung, und Bandkollegen dann noch einen weiteren Hit aus dem Hut: Mit „Why Does It Always Rain On Me“ war die Stimmung am Siedepunkt. Wer in über 16 Jahren Bandgeschichte Travis noch nie live gesehen hat, der wird froh sein, dass er an diesem Abend im Rock’n’Roll-Zelt zugegen war.

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Nach Travis kam Glen Hansard – welch Line-Up

Doch viel Zeit zum Abkühlen war nicht. Denn beim Rolling Stone Weekender werden Überstunden geschoben. Nach einer kurzen Verschnaufpause war es an Glen Hansard, den Abend zu beschließen. Wenige Minuten vor Beginn des Konzertes betrat er samt seiner „Once“-Gitarre das Zelt und legte gleich mal beim Soundcheck los – erste „Glen“-Rufe waren dem Oscar-Gewinner natürlich sicher.

Wer den irischen Singer/Songerwriter während seiner nicht enden wollenden Tournee (in gut einer Woche ist dann aber tatsächlich zunächst einmal „Schluss“ – wer kann es ihm nach einer zweijährigen Welttournee verübeln) schon erlebt hat, der weiß: Hansard hat nicht nur seine Band „The Frames“ um sich gescharrt, sondern neben Wegbegleitern am Schlagzeug, Bass, Gitarre, Violine und Piano auch Bläser und weitere Streicher.

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Glen Hansard auf der Zeltbühne

Im Laufe der Monate entstand so ein „Big Band“-Sound, die Combo auf der Bühne packte der Soul. Das ist musikalisch ein Hochgenuss. Jene Besucher aber, denen noch immer der Soundtrack zu „Once“ nachhängt, die Hansard an der Seite von Markéta Irglová sehen und „The Swell Season“ im Sinn haben, die mussten sich mit der wunderbaren „Leave“ – Solo-Performance von Hansard, „Low Rising“ – und natürlich – „When Your Minds Made Up“ begnügen. Ein wenig Herzschmerz ist eben immer.

Doch mit „Rythm and Repose“ hat Hansard zum Glück ein Soloalbum aufgenommen, das fast schon „spielend“ an die Erfolge aus der „Once“-Zeit anknüpft. Mit „Bird Of Sorrow“ schuf Hansard eine weitere Hymne, die sich einmal mehr behutsam aufbaut und zu einem Orkan „aufspielt“.

Ganz am Ende blieb Hansard den Besuchern des Rolling Stone Weekenders 2013 „Falling Slowly“ schuldig. Das wäre aber vermutlich ein wenig zu viel Hollywood für den Weissenhäuser Strand gewesen.

Auf ein Wiedersehen in kommenden Jahr am 7. und 8. November. Bis dahin kehrt wieder Ruhe ein in das Idyll an der Ostsee.

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