Hamburg. In drei Jahren sollen – so der Plan – alle Sparkassen in Deutschland auf „Girogo“ setzen. Was erst einmal wie ein Maskottchen klingt, ist in Wahrheit eine neue „Drahtlos-Cash“-Variante: Kein langes Geld sortieren an der Kasse mehr – sondern einfach kurz die Karte an ein Lesegerät halten.
Während die Sparkasse das Projekt im Großraum Hannover mit 1,5 Millionen Nutzern testet, „funken“ Datenschützer bereits die ersten Warnsignale.
Offenbar ist die Giroverband versucht, sich zu sputen. Denn Visa oder Mastercard haben womöglich eigene Ambitionen. Ganz zu schweigen vom „digitalen Zahlungsverkehr“ Paypal, der sich im Internet rasend schnell verbreitet hat.
Das Bezahlen ohne Bargeld scheint „hip“ zu sein. Und nach dem sich eine erste Geldkarte vor einem Jahrzehnt nicht durchsetzte (es konnten mehrere hundert Euro auf einen Chip „geladen“ werden), soll es nun „Girogo“ richten.
Es immer passend haben?
Im Jahre 2015 also dürfen 45 Millionen Sparkassekunden, darunter auch einige Millionen der Hamburger Sparkasse, das Bargeld im Sparstrumpf lassen. Mit einem „Wisch“ wird vor einem Lesegerät stehend der gewünschte Geldbetrag überwiesen.
Doch nun fliegen die Funken. Spiegel Online zitiert Andreas Schiermeier des Frankfurter Chaos Computer Club, der bemängelt, dass die letzten 15 Bezahlvorgänge sowie die letzten drei Ladevorgänge der Funkkarte unverschlüsselt und drahtlos auslesbar seien. Zu jeder Transaktion sei ein „Datums- und Zeitstempel, der Betrag und die Kennung des Händlers oder des Ladeterminals hinterlegt“. Mit einem Lesegerät und einer passenden Software könne sich jeder „schlau machen“.
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Natürlich bleibt die Frage, was „Neugierige“ mit diesen Informationen anfangen wollen. Verlieren sollte der Verbraucher die Karte gewiss genau so wenig wie Bargeld.
Zudem gibt die Sparkasse zu Protokoll, dass auf der Karte keine personenbezogenen Daten gespeichert seien. Blöd nur, wer neben der „Girogo“-Karte auch noch seinen Personalausweis in der gleichen Tasche hat – und diese womöglich in der Bahn vergisst.
Wem Datenschutz völlig egal ist, der kann auch bei Facebook täglich posten, was er wo und wann ausgegeben hat. Oder auf seinem Kassenzettel seine Adresse ergänzen und diesen an einem beliebigen Ort liegen lassen.
Bevor „Girogo“ also die Haspa erreicht hat, ist die Kritik bereits groß. So ganz bargeldlos wird es wohl auch ab 2015 in der Hansestadt nicht zugehen.
Womöglich aber sind nur noch einige Nachbesserungen nötig, und das bargeldlose Bezahlen setzt sich auch in Deutschland durch. In Schweden etwa wird selbst der Drink in der Diskothek mit der Kreditkarte bezahlt.
Bleibt der Name… „Girogo“, ist da die Entscheidung schon gefallen?