Film-Kritik zu „The Amazing Spider-Man“

Der sechszehnjährige Peter Parker wächst bei seiner Tante und seinem Onkel auf, hat die typischen Schulprobleme, eine neue Flamme, die es zu erobern gilt – und plötzlich auch noch Superkräfte nach einem Spinnenbiss.

Gleichzeitig hilft der Teenager dem Wissenschaftler Dr. Curt Connors dabei, ein Heil-Serum aus der DNA einer Echse zu entwickeln, mit dem dieser hofft, seinen verlorenen rechten Arm nachwachsen zu lassen.

Doch natürlich geht dabei etwas schief. Connors mutiert selbst zur Riesenechse und Peter Parker muss sich der großen Verantwortung stellen, die aus seinen Spinnenkräften erwächst.

Und wieder ein Reboot

Zehn Jahre, nachdem Sam Raimis Vision von „Spider-Man“ (2002) uns auf der großen Leinwand alle überraschte und – zusammen mit den „X-Men“ – eine bis heute andauernde Renaissance der Superhelden-Filme einleitete, wird eben dieser berühmteste Spandex-Träger wieder neu interpretiert.

Im Boot diesmal: Nachwuchs-Regisseur Marc Webb, der bisher lediglich mit der Indie-Komödie „500 Days of Summer“ verzauberte und Nachwuchs-Hauptdarsteller Andrew Garfield („The Social Network“), der bis dato eher im ernsthaften Fach zuhause war.

✎ Blockbuster der Saison 2012: Die Rückkehr des Kino-Sommers

Im Vorfeld haben dann auch schon viele Cineasten geunkt, dass dieses Reboot viel zu früh käme. Und tatsächlich kommt man von dem Gefühl nicht los, dass man vieles aus dem Film schon einmal gesehen hat.

Der Biss der Spinne, die Mutation zu Spider-Man, die Rache an dem Bully, das Schwingen durch die Hochhaus-Schluchten Manhattans, der Moment des sich Bewusstmachens, dass mit großer Macht auch große Verantwortung kommt und so weiter.

Ja, vieles macht der Film besser, beleuchtet es leicht anders und bringt es auch „humorvoller rüber“ als sein großes Vorbild. Aber: wir kennen die Geschichte mittlerweile und entsprechend wenige Überraschungen bietet sie. Zu wenige.

Noch dazu nimmt die Story einige sehr bequeme Abkürzungen, wie die „Sicherheitsvorkehrungen“ in einem Forschungskonzern oder die bequeme „8-Minuten-Gegenmittelmaschine“.


Es hätte der bessere Film werden können…

Andrew Garfield ist tatsächlich der bessere Darsteller für die Rolle des Peter Parker als es damals Tobey Maguire war. Ihm gelingt es weit besser, den zeitweise rebellischen Teenager mit Schalk im Nacken zu transportieren. „Spidey“ hat nun mal in den Comics eine große Klappe und bringt sich damit schnell in Probleme.

Die anderen Charaktere des Films – von der brillanten aber etwas zu behüteten Gwen Stacy (Emma Stone), über der zwischen Genie und Wahnsinn wandelnden Jekyll/Hyde-Kopie Dr. Curt Connors (Rhys Ifans) bis hin zu Peters Bezugspersonen Tante May (Sally Field) und Onkel Ben (Martin Sheen) – gefallen auch besser als ihre Pendants in den Raimi-Filmen, sie wirken einfach dreidimensionaler, was sicher an ihren hervorragenden Darstellern liegt.

Auch an den Spezialeffekten – selbst das 3D stört selten, auch wenn man sich in den Straßenschluchten New Yorks doch irgendwie etwas mehr erhofft hätte – und Ausstattung ist kaum etwas auszusetzen.

…aber nicht mit diesem Buch

Der Film krankt letztlich einfach und allein an dem zu simplen Drehbuch. Es fehlen die wirklichen Überraschungen und Wendungen, die man heute als anspruchsvoller Kinogänger, der durch „The Dark Knight“ und „The Avengers“ verwöhnt wurde, erwartet.

Und seien es nur ein paar Anspielungen auf die anderen Marvel-Filme gewesen. Wobei das leider an den unterschiedlichen Studios liegt, da zwar überall Marvel drauf steht, die Rechte für Spider-Man aber bei Sony Pictures, die für die Avengers jedoch bei Paramount liegen. Und die für die X-Men bei Fox – was Cross-Over hier leider derzeit unwahrscheinlich macht.

✔ Folge ukonio.de auf Twitter, Facebook oder Google+

Sony hat offenbar aber schon reagiert. Für den bereits für Sommer 2014 anvisierten zweiten Teil wurde kurzerhand das Drehbuchschreiberteam Alex Kurtzman und Roberto Orci („Star Trek“, 2009) engagiert.

Kurzfazit

Es bleibt ein familienfreundlicher Film, der durchaus Spaß macht, aber zu wenig Sättigungsgefühl im Magen hinterlässt. Die Fortsetzung wird hoffentlich etwas gehaltvoller.

„The Amazing Spider-Man“ ist heute (28.06.12) in den deutschen Kinos angelaufen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert