Avengers Ensemble!

In einer Diskussion mit einem ebenfalls filmaffinen Freund haben wir beide einst festgestellt, dass wir unterschiedliche Vorgehensweisen beim Bewerten von Filmen haben. Auf einer Skala von eins bis zehn Punkten verteilt er nie die Zehn, weil er sich diese Note für das „Absolut Perfekte“ offen halten will.

Ich hingegen stapele etwas tiefer: Für mich gibt es Filme, die einfach in allen Belangen zufriedenstellen. Und dann gebe ich auch die volle Punktzahl.

„The Avengers“ ist ein solcher Film. Es gibt – jedenfalls für mich – keinen Aspekt, in dem er mich nicht begeistert hat.

Achtung, Außerirdische!

Zum einen die Story. Die ist eigentlich recht simpel: Es gibt eine drohende Invasion durch Außerirdische, die über ihren Mittelsmann Loki auf die Erde gelangen wollen. Dies aufzuhalten ist der Job von Nick Fury (Samuel L. Jackson), der dazu die Superhelden Iron Man (Robert Downey Jr.), Bruce Banner/Hulk (Mark Ruffalo), Captain America (Chris Evans) sowie Thor (Chris Hemsworth) rekrutiert. Doch diese – sagen wir mal – vier Dickköpfe haben arge Anlaufschwierigkeiten, um miteinander an einem Strang zu ziehen.

Doch das sind noch lange nicht alle Charaktere. Dazu kommen noch Hawkeye (Jeremy Renner), Black Widow (Scarlett Johansson) und die beiden Shield-Agenten Phil Coulson (Clark Gregg) und Maria Hill (Cobie Smulders). Und viele weitere Figuren, die wir bereits aus den „Iron Man“-Filmen und dem „Thor“-Film her kennen. Letztlich also ein riesiges, prominent besetztes Ensemble.

Die Gefahr, dass der Film einem oder mehreren Charakteren den Vorzug gibt – beispielsweise zu einer reinen Iron-Man-Show verkommt –, umschifft Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Joss Whedon allerdings scheinbar mühelos.

Eingespieltes Ensemble

Jeder Teil des Ensembles bekommt seinen Moment. Jeder darf mindestens einmal wirklich glänzen. Whedon, der bereits in seinen TV-Serien und in dem unterschätzten Film „Serenity“ gezeigt hat, dass er auch mit großen Ensembles hervorragend jonglieren kann, ist hier ein absoluter Glücksgriff von Marvel. Er ist Comic-affin, hat selbst für unterschiedliche Reihen, auch bei Marvel, gearbeitet, kennt daher die Materie sowie die Charaktere sehr gut und gibt ihnen genau die richtige Dosis Humor und Ernsthaftigkeit für ihre Dialoge mit auf den Weg.

So schafft es beispielsweise Mark Ruffalo, der nach Unstimmigkeiten mit seinem Vorgänger Edward Norton in der Rolle des Bruce Banner/Hulk eingesprungen ist, die bisher überzeugendste Hulk-Darstellung überhaupt abzuliefern.

Norton war toll, ja. Ruffalo ist brillant. Scarlett Johanson, deren Black Widow in „Iron Man“ in einem kleinen Cameo-Auftritt nur kurz auftauchen durfte, ist nun fast eine andere, weit vielschichtigere Figur geworden – die nebenbei auch noch im hautengen Kostüm zeigt, wie gut sie kämpfen kann und gleichzeitig eine eigene, dunkle Storyline zusammen mit Hawkeye bekommt.

Sicher, auch hier zahlt sich Whedons jahrelange Erfahrung mit starken, kampferfahrenen Frauen in seinen Serien „Buffy“, „Firefly“ und „Dollhouse“ aus.

Es stimmt alles

Dazu kommt: Paramount hat richtig Geld in die Hand genommen – neben dem gigantischen prominenten Cast, stimmen Ausstattung und Spezialeffekte. Richtig loben muss man aber das Marvel-Filmstudio selbst, das seit mittlerweile vier Jahren auf eben diesen Film hingearbeitet hat.

Seit 2008 in „Iron Man“ erstmals Nick Fury nach dem Abspann in einem Zusatzclip auftauchte, gab es immer wieder Andeutungen und Gastauftritte in „Thor“, „Captain America“ und „Iron Man 2“. Eine solche weitläufige Vorplanung findet man in Hollywood sonst nur noch selten. Jetzt zahlt sich diese Geduld endlich aus.

Mein Freund weiß, dass er von meinen Punktewertungen einfach „eins“ abziehen muss, um sie mit seinen vergleichen zu können. Auf seiner Skala würde ich dem Film also nur neun Punkte einräumen. Aber sei es drum: Das Warten hat sich gelohnt, uns wurde nicht zu viel versprochen. Dieser Film rockt. Gewaltig. Egal auf welcher Skala.

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