Wer die ersten beiden „Avengers“-Filme gesehen hat, teilt womöglich meine Einschätzung, nach der der erste Film großartig war, und der zweite seine Längen hatte. Bei den weiteren Marvel-Blockbustern gab es auch Schwankungen – einen richtigen Ausreißer nach unten suchen wir aber vergebens.
Doch gemessen an den beiden „Avengers“-Filmen mit jeweils einer Schar an Superhelden, sei all jenen Kino-Freunden, die nun befürchtet haben, dass „The First Avenger: Civil War“ („Captain America“ 3) womöglich ein weiterer Rückschritt sein könnte, an dieser Stelle sogleich zurufen: Dieses Spektakel, dieses Epos, dieses cineastische Vergnügen macht dem Genre nicht nur alle Ehre, sondern weiß von der ersten bis zur letzten Sekunde zu überzeugen.
Es folgen: Keine Spoiler. Daher in aller Kürze: Captain America (Chris Evans) und Iron Man alias Tony Stark (Robert Downey Jr.) verstehen sich, sagen wir, nicht mehr ganz so gut. Die Regierungen der Welt möchten mehr als ein Auge darauf werfen, was die „Avengers“ während ihrer Arbeitszeit so anstellen. Dieser Idee kann der Captain jedoch nicht viel abgewinnen, und so bilden sich zwei Lager, zu denen unter anderem Black Widow (Scarlett Johansson), der Winter Soldier (Anthony Mackie), Vision (Paul Bettany), Hawkeye (Jeremy Renner) oder Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) zählen – und die Liste an Superhelden nimmt hier noch lange kein Ende. Es ist fast so, als ob das Filmstudio einen Zettel genommen hätte, und wissen wollte, wer denn alles mitspielen soll: Ach so, ihr wollt trotz der vertrackten Vertragssituation auch noch Spider-Man (Tom Holland) sehen? Gar kein Problem! Welch Auftritt! Und dann wäre da etwa auch noch der Bösewicht Zemo, gespielt von Daniel Brühl.
Was einem für eine Marvel-Bilderwucht geboten wird, ist beeindruckend. Berlin spielt übrigens eine zentrale Rolle und wird gut in Szene gesetzt – und ja, so viel sei „verraten“: Die Flughafenszenen spielen dann doch in Leipzig, und nicht in der Bundeshauptstadt (gibt es da denn keinen Flughafen?)
Während der knapp zweieinhalb Stunden fliegen einem so viele Superhelden um die Ohren, dass einem ganz schwindelig wird. Und dann seilt sich noch einer ab, der vieles aus den Fugen geraten lässt. Im wahrsten Sinne des Wortes, klar.
Die Rigisseure Anthony und Joe Russo haben alles richtig gemacht. Dieser Film ist atmosphärisch, packend, wunderbar überzeichnet, nimmt sich nicht zu ernst und liefert so viele großartige Pointen, dass alles andere als eine wohlige Grundstimmung im Kinosaal gar nicht denkbar ist.
Nur eine Gruppe dürfte enttäuscht sein, und zwar all jene, die dachten „Captain America 3“ sei ein Film, der sich vornehmlich um den Superhelden mit dem Schild dreht. Davon aber kann keine Rede sein: Das ist ein Avengers-Film. Und was für einer!
„The First Avenger: Civil War“ startet am 28. April in den deutschen Kinos.