Nach „langer Zeit“ bricht Uli Hoeneß sein Schweigen. So liest es sich teilweise. Dabei ist gerade einmal eine Woche vergangen, seit bekannt wurde, dass der Präsident des FC Bayern München ein kleines Konto in der Schweiz besitzt. Und jahrelang vergessen hat, Gewinne zu versteuern. Geschweige denn dem deutschen Staat mitzuteilen, dass er in der Schweiz Geld bunkert. Bis zu seiner Selbstanzeige, wohlgemerkt.
Ob sich Hoeneß nun mit dem Zeit-Interview („Ich gehöre nicht mehr dazu“, schluchzs) einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten. Ob des Inhalts des Interviews – es geht um Spielsucht an der Börse – fragen wir uns, warum Hoeneß das Interview nicht der Capital gegeben hat. Fragen nach Moral, Steuerhinterziehung, Vorbildfunktion – kommen, zumindest in der Zeit-Vorabmeldung, ein wenig zu kurz.
Dass seine Familie zu ihm steht, ist löblich. Auch dass Hoeneß offenbar reinen Tisch gemacht hat – im Wissen, dass da was brodelt? – wurde zur Kenntnis genommen. Nur warum er die „Mitleidskarte“ wenige Stunden vor dem – für den FC Bayern München – so wichtigen Champions-League-Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona zieht, bleibt schleierhaft. Kann es ein Uli Hoeneß nicht ertragen, einmal zwei Tagen nicht im Rampenlicht zu stehen? Für Demut bedarf es womöglich mehr als eine Woche.
Tag und Nacht
Die Verdienste eines Uli Hoeneß für den Rekordmeister in allen Ehren – aber die Aussagen, die die Zeit heute vorab veröffentlichte, lassen dann doch tief blicken. In den Jahren 2002 bis 2006 habe er „richtig gezockt“. Nicht im Casino – sondern an der Börse. Und für diese Zockerei habe der frühere Adidas-Chef Robert-Louis Dreyfus Hoeneß quasi mit ein paar Milliönchen unter die Arme gegriffen. Motto: Gute Freunde kann niemand trennen…
„Das war der Kick, das pure Adrenalin“, so der ehemalige Weltklassestürmer. In den genannten Jahren habe er teilweise „Tag und Nacht“ an der Börse gehandelt. So stressig scheint der Job als Manager des FC Bayern München und als Wurst-Mogul also nicht gewesen zu sein.
Abschließend gibt Uli Hoeneß noch zu Protokoll, er halte sich nicht für krank. Doch ein paar Jahre war er „wohl nahe dran“. Na denn.
Geht’s raus und spielt’s Fußball!
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