Über drei Stunden dauerte die „Wetten, dass..?“-Ausgabe, die das ZDF aus der Messehalle in Leipzig sendete.
Der Beginn der Show war fulminant: Horst Schlämmer betrat die Halle und feuerte für zehn Minuten ein Gagfeuerwerk ab. Viele in der Halle und fast zehn Millionen Zuschauer an den heimischen Empfangsgeräten dachten: Ist die Entscheidung gefallen? Übernimmt Hape Kerkeling das europäische Unterhaltungsflaggschiff, das zuletzt ein wenig in Seenot geriet?
Die Quoten bröckeln seit Jahren. Und dann verkündete Thomas Gottschalk im Frühjahr seinen Abschied. Was also wird aus dem TV-Dino in „ihrem ZDF“?
Höhen und Tiefen
In Leipzig wurden noch einmal die Stärken und Schwächen des Formats deutlich: Wenn ein Justin Timberlake das Spiel mitspielt, ist ein internationale Gast ein feste Größe im Programm. Und ganz nebenbei brachte er sich als Gottschalk-Nachfolger ins Gespräch.
Wenn ein „Comedian“ auf der Couch sitzt, der schlicht ein Sympathieträger wie Otto Waalkes ist, belebt er das Geschäft.
Wenn eine unbestritten anerkannte Schauspielerin wie Andrea Sawatzki davon erzählt, dass sie jetzt Möbel entwirft, fällt der Blick unweigerlich auf die Fernbedienung.
Das gleiche gilt für die Showacts: Es gab Musicals, die konnten auch in fünf Minuten ihre Größe entfalten. „Batman“ jedoch war dermaßen langweilig – irgendein stupider Beat, alberne Kostüme (ist Batman jetzt Hulk?) und ein Pseudo-Kampf – das Publikum strafte das Musical mit einem Mitleidsapplaus ab.
Udo Lindenberg mit Clueso hingegen rockten das Haus. Die Gegensätze also zeichneten „Wetten, dass..?“ in den letzten Jahren immer aus. Aber: Es gibt nur einen Thomas Gottschalk.
Aaah ja
Kommen wir zum Überraschungsmoment des Abends: Neben seiner Paraderolle als Horst Schlämmer präsentierte Hape später sein Musical „Kein Pardon“. Waren die Gesangseinlagen an der Seite von Dirk Bach noch – sagen wir – familientauglich, wurde es auf der Couch ernüchternd.
Auf die Frage von Tommy, ob Hape der neue Moderator von „Wetten, dass..?“ werden möchte, entgegnete er mit ernstem Minenspiel: „Nein, ich werde es nicht machen.“
Mit einem Schlag war Ruhe im P… äh, Saal. Wie – Hape wird nicht Tommys Nachfolger? Was jetzt? Selbst ein Otto Waalkes war irritiert. Und Michelle Hunzicker plapperte für zwei Minuten mal nicht dazwischen.
Ein Glück kam noch ein Junge daher, der einen Zauberwürfel unter Wasser zurechtrückte und völlig verdient der Wettkönig des Abends wurde. Die zuvor dargebotenen Wetten waren teils so spannend wie Batman.
Und als dann am Ende Udo Lindenberg samt Gästeschar ein Ständchen für Gottschalk sang, war die Welt für einen Moment wieder in Ordnung.
Wohlgemerkt in der letzten Sendung mit Thomas Gottschalk. An diesen Gedanken können wir uns nicht gewöhnen.
Top die Wette gilt.