Rudi Völler war einst als Teamchef in einem legendären Interview mit Waldi Hartmann nach einem Qualifikationsspiel gegen Island etwas ungehalten und adressierte in Richtung Gerhard Delling eine schroffe Bemerkung: „Dann soll er doch in die Unterhaltung gehen!“
Offenbar haben sich die ARD, aber auch das ZDF, jene Worte von einst zu Herzen genommen. Denn wer aktuell der Berichterstattung der WM-Spiele in Brasilien verfolgt, der bekommt es in der Vor- und Nachbearbeitung mit Könnern der Unterhaltung zu tun.
In der ARD ist es Matthias Opdenhövel, der einst „Schlag den Raab“ moderierte und dank seine Spontaneität und schnellen Auffassungsgabe ein wenig an den Wortwitz eines Thomas Gottschalk erinnert. Auf der anderen – wenn man so möchte – Spielfeldseite steht Oliver Welke. Der Moderator der „Heute Show“ ist ebenfalls ein Virtuose der Flapsigkeit und bissigen Bemerkung und geht gewiss als Unterhalter im besten Sinne durch.
Bei den Experten selbst hat es unlängst eine Verjüngungskur gegeben: Da wäre zum einen an der Seite von Opdenhövel der ehemalige Freistoßgott Mehmet Scholl. Und Welke wurde zum anderen Oliver Kahn zur Seite gestellt.
Ein Rudi Völler in Höchstform würde es vermutlich weder gerne mit Oliver Welke noch mit Matthias Opdenhövel aufnehmen wollen, diesen Unterhaltern, die auch locker „Wetten, dass..?“ moderieren könnten. Delling hat diesen Vorschlag der deutschen Stürmerlegende einst leichtfertig ausgeschlagen.
Berichterstatter in WM-Form?
Nun, da über eine Woche bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 „gespielt“ ist, gibt es bezüglich der beiden „Duos“ wenig Grund zur Klage. Welke wirkt zuweilen etwas gelangweilt. Vermutlich ist auch er auf der Dachterrasse in Rio de Janeiro mit Blick auf die Copacabana zuweilen geschlaucht ob der Temperaturen. Und die Spielzeit ist im Vergleich zur „Heute Show“ wahrlich eine andere. Doch die Bälle wirft – äh spielt – er sich mit Oliver Kahn gekonnt zu.
✎ Weilen Oliver Kahn, Mehmet Scholl und Co. wirklich in Brasilien?
Matthias Opdenhövel bekommt es derweil mit Mehmet Scholl zu tun. Scholl analysiert gestochen scharf und ist vermutlich enttäuscht, dass er diesmal nicht den „vermeintlichen“ Standfußball eines Mario Gomez kritisieren darf, den Günther Netzer und Co. einst ohnehin in Perfektion zelebrierten. Opdenhövel vergisst hier und da jedoch noch immer eine Frage zu formulieren und hält Monologe, die Scholl teils sichtbar „semigeduldig“ über sich ergehen lässt.
Unterm Strich jedoch darf festgehalten werden: Es kommt beim Duell „Opdenhövel und Scholl“ versus „Welke und Kahn“ zu einem hart erkämpften Unentschieden mit teils wunderbaren Spielzügen. Nur an der Passgenauigkeit fehlt es hier und da noch ein wenig.
Gerhard Delling derweil hält sich bei dieser WM stets im Quartier der deutschen Nationalmannschaft oder am Spielfeldrand auf. Und: Interviewt nach dem Spiel den Bundestrainer.
Doch dieser heißt bekanntermaßen nicht mehr Rudi Völler, sondern Jogi Löw. Doch selbst nach dem nervenaufreibenden Remis gegen Ghana wirkte dieser ganz ruhig und gelassen.
Die Wahrheit liegt eben noch immer auf dem Platz.
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